Vorbilder: Fake it, fake it – till you make it

Vorbilder: Fake it, fake it – till you make itVom Nutzen der Vorbilder

Früher war das einfach: Wir klebten uns den Star an die Wand, den wir gerade anhimmelten und versuchten so auszusehen, so zu sprechen, uns so zu bewegen und wollten so sein wie unser Vorbilder. Wir nutzten unsere Idole, um herauszufinden: Was kann ich? Wer will ich sein? Wo will ich hin?

Vorbilder zu imitieren, ist nützlich. Wir brauchen Idole, um uns an ihnen zu orientieren, unsere Wertvorstellungen zu überprüfen und uns etwas zu trauen. So etwas nennt man soziales Lernen. Bei Kindern stellt das einen entscheidenden Schritt in ihrer Entwicklung dar: Sie beobachten das Verhalten ihrer Eltern und ahmen es nach. Das klappt auf jeden Fall schneller als Versuch und Irrtum. Oder aus Büchern zu lernen.

Vorbilder zeigen uns, im wahren Leben schon längst Wirklichkeit ist, was in unserem Kopf noch als unmöglich bewertet wird:

  • Die Chefin, weil sie sich in einer Männerwelt geschickt und humorvoll durchsetzt?
  • Der Kollege, der seinen Job geschmissen hat und auswandert?
  • Die Nachbarin, die macht was Sie will?
  • Gandhi, Mutter Theresa, Martin Luther King, Nelson Mandela die ihre Wertvorstellung und Träume selbstverständlich gelebt haben? (und meines Erachtens ohne Social Media laut geworden sind)
  • Jim Morrison oder Janis Joplin – weil sie so herrlich verrückt waren?

Forscher bestätigen die Notwendigkeit von Vorbildern – gerade bei Erwachsenen. „Weil sich neue Entwicklungsziele an ihnen festmachen lassen, sie Horizonte für uns öffnen.“ erklärt die Wirtschaftsprofessorin Alexandra Niessen-Ruenzi. Neurowissenschaftler fanden heraus, dass durch das bloße Denken an eine inspirierende Person das Belohnungssystem im Hirn aktiviert wird.

 

Versuch macht klug!

Aufschlussreich in diesem Zusammenhang ist der Hillary-Clinton Effekt den die kalifornische Forscherin Cheryl Taylor mit ihrem Team untersucht hat. Sie wählten amerikanische Studentinnen aus, von denen einige Hillary Clinton als Vorbild sahen. Während manche den Erfolg von Clinton ihrer harter Arbeit und Ausdauer zuschrieben, fanden andere, dass sie ihren Erfolg günstigen Umständen oder einem guten Netzwerk zu verdanken hätte. Ein paar Monate später wurden die Studentinnen einem Mathetest unterzogen. Das zusammengefasste Ergebnis: Diejenigen, die davon überzeugt waren, der Erfolg von Clinton basiere auf eigener Leistung, beantworteten 62,3 Prozent die Testfragen korrekt. Wer aber dahinter lediglich Glück sah, erreichte nur 48,3 Prozent.

Die Erkenntnis daraus ist keine Raketenwissenschaft: Es reicht nicht, ein erfolgreiches Vorbild zu suchen, um von ihm zu lernen. Man muss auch daran glauben, dass dieser Erfolg wiederholbar ist. Zweifel sind in dieser Idee nicht vorgesehen. Die Zugangswege stehen allen gleich offen.

Vorbilder als Geländer

Vorbilder, sagt die philosophische Beraterin Martina Bernasconi, „sind Geländer bei der Sinnsuche. Sie geben Halt und erlauben einem, die Welt zu erkunden.“ Das ist ein herzerwärmender Gedanke: die Vorstellung, dass diejenigen, die wir bewundern, uns auch gleichzeitig stützen. Die Wahl der Vorbilder verrät uns viel über unsere aktive Lebensplanung, unsere Wünsche an die Zukunft. Das Bedürfnis nach seelischer Entfaltung, Weiterkommen oder auch spiritueller Entwicklung verbindet uns mit unserem Idol.

In der Transaktionsanalyse gibt es einen Begriff dafür: die „Physis“, die innewohnende Wachstumskraft, die eigene Kraft alles Lebendigen, die mit analytischem Denken nicht fassbar wird. Wir sind lebendige Menschen und verändern unser Wesen und gestalten unsere Zukunft. Dazu brauchen wir Orientierung. Das ist nichts anderes als Sinnsuche. Wenn wir unseren Sinn gefunden haben, zeigt er uns auch zugleich die Richtung (kennen Sie noch das schöne Wort „Uhrzeigersinn“ das steckt diese Bedeutung drin.) Wohin geht die Reise? Diese Richtung zu finden ist mit einem Vorbild einfacher als ohne. Darum sind Vorbilder so etwas wie ein Geländer. Sie geben Halt und erlauben uns doch, die Welt zu erkunden. Vorbilder rütteln an unserem Bezugsrahmen (Transaktionsanalyse) und erlauben uns, uns gefahrlos in ihnen zu spiegeln, bis wir selbst so weit sind. Vielleicht werden wir allein dadurch selbst zum Vorbild für andere.
Ein schöner Gedanke.


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